Ohne Frieden kippt das Klima – die Rolle des Militärs

Gastbeitrag von Bernhard Trautvetter

Der CO2-Ausstoß nur des US-Militärs ist so groß wie 140 Länder zusammen, berichtete die Sprecherin des Repräsentantenhauses bei der COP26.

Und wo tauchen diese Werte auf? In keinem offiziellen IPCC-Bericht jedenfalls. Denn auf Betreiben der US-Armee werden die Emissionen des Militärs generell nicht im weltweiten CO2-Ausstoß berücksichtigt. Damit werden sie auch im noch zur Verfügung stehenden CO2-Budget unterschlagen – mit berechenbaren Folgen. Und das, obwohl Wissenschaftler*innen zu dem Ergebnis kommen, dass die Kohlenstoffemissionen der Streitkräfte der Welt und der Industrien, die ihre Ausrüstung liefern, etwa 5 % der weltweiten Gesamtemissionen ausmachen. Somit spielen sie in der gleichen Liga wie die zivile Luftfahrt. Und darin sind die Kohlenstoffemissionen der Kriegsfolgen noch nicht einmal enthalten, wie Brände z.B. von Ölfeldern oder -raffinerien, Entwaldung, Versorgung Überlebender und Wiederaufbau nach Konflikten. Ein Blick nach Deutschland reicht: Das “aus Versehen” bei einer Bundeswehr-Übung in Brand geratene Moor im Emsland hat knapp 640.000 Tonnen CO2 emittiert! 

Damit diese bedeutsamen und folgereichen Unterschlagungen von CO2-Emissionen nicht “vom Radar” der Verantwortlichen verschwinden, veröffentlichte ‚worldbeyondwar.org‚ vor der UN-Klimakonferenz in Glasgow den Appell „Stop Excluding Military Pollution from Climate Agreements„.

Doch die Rolle des Militärs in der Ökologie und im Klimawandel bleibt unbeachtet. Die Aktivitäten der Militärs schädigen die Ökosphäre bereits bevor Kriege beginnen. Ganz zu schweigen von den Gefahren eines größeren Kontrollverlusts mit allen auch ökologischen Risiken während des Kampfgeschehens. 

Wer die Klimakatastrophe, die Verluste an Biodiversität, die Bodenerosion und die Verschmutzung der Biosphäre abbremsen und schließlich stoppen will, muss die militärisch bedingten Schädigungen des Lebensraums Erde berücksichtigen. Der Appell, diese nicht länger aus den Debatten und Beschlüssen zum Klimaschutz auszuschließen, wird nach Glasgow umso notwendiger, da uns die Zeit für die Abwendung einer letztlich finalen Katastrophe für die Menschheit davon läuft. Denn laut Weltrisikobericht sind schon heute ganze Großregionen von ökologischen Katastrophen erfasst – mit immensen Sterbe- und Krankheitszahlen. Diese gegenwärtigen Katastrophen allein wären schon Grund genug, die Sicherheit des Lebens und der Zukunft nicht militärisch sondern ökologisch zu verstehen. 

Zum Schluss ein kurzer Exkurs zum Thema Geld

Die Politik sucht weltweit Finanzmittel für Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und die notwendige Energiewende. In Deutschland führt die Suche – neben den klimaschädlichen Subventionen – zum Militäretat. Dieser stieg seit 2014 von ca. 35 auf circa 50 Milliarden Euro. Der Haushalt für Umwelt, Naturschutz stieg gerade einmal auf knapp 2,3 Milliarden Euro. 

Dass sich die Investitionen in den Klimaschutz lohnen, zeigen die diesjährigen Flutkatastrophen in Rheinland-Pfalz und NRW: Die entstandenen Kosten belaufen sich auf 30 Milliarden Euro. Demgegenüber sehen die 100 Milliarden Dollar Klimahilfen für die am meisten betroffenen Statten, welche die Weltgemeinschaft in Paris 2015 zugesagt hatten, wie ein Tropfen auf dem heißen Stein aus. Und noch nicht einmal diese Hilfen wurden geleistet. Die Enttäuschung und der Vertrauensverlust der armen Staaten in die Industrieländer ist in Geld nicht aufzuwiegen.

Die Weltuntergangsuhr

Neben der CO2-Uhr gibt es übrigens auch die sogenannte Weltuntergangsuhr. Sie steht auf 100 Sekunden vor 12 – das erste mal wieder seit den Atomangriffen auf Hiroshima und Nagasaki. Die Wissenschaftler*innen geben drei Gründe für ihre Diagnose an:
1. Die Hoch- und Atomrüstung,
2. die internationalen Spannungen und
3. die sich aus den Klima- und insgesamt aus den ökologischen Zeitbomben ergebenden Risiken, Spannungen und eskalationsanfälligen Konflikte.

Eine Zukunft für die Menschheit gibt es darum nur, wenn sie eine friedliche wird.

Denn nur mit Frieden und Abrüstung wirken Ökologie und Klimaschutz nachhaltig, ganzheitlich und konsequent in allen Politikbereichen mitgedacht.

Dass es hier konkrete Lösungsmöglichkeiten gibt, wird im Konzept “Sicherheit neu denken” detailliert und faktenbasiert aufbereitet. Die Ergebnisse sind klar: Friedensbotschafter:innen bewirken mehr als jede Kriegsmission.

1 Kommentar

  1. […] 140 Länder zusammen. Weitere Informationen hat Bernhard Trautvetter in seinem Gastbeitrag „Ohne Frieden kippt das Klima“ […]

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