Ein Jahr Gießkannenheld:innen

Geburtstag Gießkannenheldinen

Vor wenigen Tagen tauchte die Frage auf, wann eigentlich die Gießkannenheld:innen gestartet sind. Und wir fielen aus allen Wolken: Die Idee der Gießkannenheld:innen ist heute vor einem Jahr geboren! Wir feiern schon den ersten Geburtstag!

Am 18. Juli 2018 riefen Engagierte des Runden UmweltTisches, von Essen packt an!, der Ehrenamt Agentur Essen e. V. und den Parents for Future auf zur Gießaktion im Messeviertel. Unter dem Motto „Volle Kanne für die Stadtbäume“ startete der erste Testlauf, um künftig kontinuierlich den hitzegeplagten Bäumen in unserer Stadt mit vielen Ehrenamtlichen aus der Nachbarschaft zu helfen. Die Geburtsstunde der Gießkannenheld:innen!

Generalprobe

Grün und Gruga lieferte einen Wassertank mit 1.000 Liter Fassungsvermögen. Die Stadtwerke stellte das Standrohr mit Wasseruhr und Werkzeug, um den Hydranten zu nutzen und den Wassertank zu befüllen. Ingo Behring, im Hauptamt Feuerwehrmann und ehrenamtlich bei der Initiative Essen packt an aktiv, wies alle Beteiligten in die fachgerechte Öffnung des Hydranten ein. Eimer und Kannen wurden mitgebracht und dann ging es los. Vier Stunden lang wurden über 100 Stadtbäume gegossen.

„Über 7.000 Liter Wasser wurden an diesem Tag in Rüttenscheid bewegt, das braucht eine gute Logistik, wenn die Bewässerung in allen Stadtteilen an den Hot Spots funktionieren soll“, betonte damals Peter Kayser, Vorstand im Verkehrsclub Deutschland.

Aufbau der Logistik

Und daran wurde im vergangenen Jahr kräftig gearbeitet. „Das Gute ist, dass wir teilweise auf die Erfahrungen aus der Initiative SauberZauber zurückgreifen können, an der sich zuletzt über 20.000 Essener:innen beteiligt haben. Vieles mussten wir uns aber erst mal erarbeiten. Denn große Wassertanks lassen sich nicht so leicht mal eben irgendwo aufstellen. Da gibt es einiges zu beachten,“ berichtet Janina Krüger, Geschäftsführerin der Ehrenamt Agentur Essen.

Was genau, erklärt Frank Münter genauer. Er kümmert sich um das Aufstellen der Tanks: „Zum einen muss der Standort zugänglich sein. Auch wenn es schön wäre, kann man die Tanks nicht einfach im öffentlichen Raum hinstellen, wo es gerade passt. Würde auch nichts nützen. Denn die Tanks wollen ja auch befüllt werden. Und dafür sind sie am besten mit sogenannten Regendieben an Dachrinnen angeschlossen. Die leiten das Regenwasser direkt in die Tanks. Damit man das Wasser gut abzapfen kann, müssen sie auch leicht erhöht stehen. Sonst passt keine Gießkanne drunter.“

Wo kommen die Tanks eigentlich her? Das weiß Klaus Bussmann: „Zunächst dachten wir, wir könnten auf gebrauchte, nicht mehr benötigte Tanks zurückgreifen, die uns kostenfrei angeboten wurden. Das wäre ja auch ganz im Sinne der Nachhaltigkeit. Dann stellten wir aber fest, dass nicht alle Tanks geeignet sind. Weil sie zuvor Flüssigkeiten enthielten, die auch stark verdünnt nicht in den Boden eingetragen werden sollten. Und eine Reinigung ist zu aufwändig und kostenintensiv. Deshalb bekommen wir die Tanks jetzt überwiegend von Gewerbetreibenden, die gebrauchte Tanks professionell zertifiziert reinigen.“

Die Öffentlichkeit aufmerksam machen

Neben der Logistik werden viele freiwillig Engagierte gebraucht, die in der ganzen Stadt aktiv sind. „Zum einen brauchen wir gerade in den Hotspots, wo die Bäume am meisten betroffen sind, Menschen, die sich bereit erklären, einen Tank bei sich aufzustellen,“ so Birgit Schulte von den Parents for Future. „Zum anderen möchten wir ganz viele Menschen auf die Situation der Straßenbäume aufmerksam machen. Wenn überall in der Stadt Privatmenschen, Firmen und Organisationen den Bäumen in der Stadt Aufmerksamkeit schenken und aktiv mit gießen, dann ist schon richtig viel geholfen!“

„Deshalb werden die Tanks auch mit einer bunten Hülle verkleidet,“ ergänzt Christiane Gregor von Gemeinsam für Stadtwandel. „Denn so richtig schick ist ein 1.000 Liter Tank an sich nicht. Mit den Hüllen beleben sie das Stadtbild und machen noch mehr Menschen aufmerksam. Darüber kommt man gut ins Gespräch.“

Gießen auch im Starkregensommer?

Dass die Bäume in den vergangenen Jahren zusätzlich gegossen werden mussten, ist nachvollziehbar. Schließlich war es so trocken, dass auch die große Bäume Stress hatten. Aber in diesem Jahr hat es im Frühsommer sehr viel geregnet. Sind die Gießkanneheld:innen dann jetzt nicht überflüssig?

„Ganz und gar nicht.“ erwidert Georg Nesselhauf vom Runden Umwelttisch Essen, „mit dem Klimawandel erleben wir zunehmend extreme Wetterverhältnisse: heißen Trockenperioden folgen Starkregen und Stürme. Eine heikle Mischung. Denn der Boden ist in der langen Trockenzeit viele Zentimeter tief ausgetrocknet. Und bei Starkregen trifft viel Wasser in kürzester Zeit auf eine kleine Oberfläche. Zudem sind die Wurzelansätze am Stamm oft gewölbt und bilden eine nach außen geneigte Fläche. Da fließt ein großer Teil – insbesondere bei den Straßenbäumen – über die Einfassung der Baumscheiben direkt in die Gullys der Straßenentwässerung. Den Wurzelraum der Bäume erreicht es nicht wirklich. Dabei versickert nur wenig Wasser langsam. Entscheidend ist die Größe der Baumscheibe bzw. der nicht versiegelten Bodenfläche unter der Baumkrone und die Größe bzw. Speicherfähigkeit des Wurzelraums. Nur bei ausreichender Größe versickert ein Großteil des Regenwassers langsam und steht dem Baum für die folgende heißen Sommertage tatsächlich zur Verfügung.
Die Innovation unseres Projektes ist, dass wir bei Starkregen Regenwasser speichern. Damit reduzieren wir den extrem schnellen Abfluss und können bei Trockenheit dieses Wasser den Bäumen zuführen.“

Jetzt mitmachen!

Ein Jahr nach dem ersten Testlauf ist vieles geschafft: Über das Förderprogramm „Wasser in der Stadt von morgen“ wurde eine Anschubfinanzierung eingeworben. Sie sichert die logistische Basis mit Tanks und die Vernetzung engagierter Mitmacher:innen. „Richtig hilfreich war zudem die Beteiligung am MITWIRKEN Crowdfunding-Contest der Hertie-Stiftung in diesem Frühjahr.“ berichtet Hendrik Rathmann von der Ehrenamtagentur. Er kümmert sich maßgeblich um die Öffentlichkeitsarbeit für die Gießkannenheld:innen. „Damit wurden einige Unterstützer:innen aufmerksam, die vorher noch nichts von dem Projekt gehört hatten. So haben wir dank der vielen Spenden das Fundingziel erreicht und auch neue Mitmacher:innen gewonnen.“

Und es dürfen gern noch mehr werden:
Mach mit! Schreib eine E-Mail schreiben oder registriere dich direkt auf der Webseite. Hier gibt es ausführliche Informationen über die Initiative.

Ein ausführlicher Artikel ist auch in der aktuellen Zeitschrift NUAncen, des Landes NRW (Heft 81). Das Heft ist als kostenloser Dowload erhältlich.

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Damit Essen Straßenbäume grün bleiben!

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