Warum Klimaanpassung genauso wichtig ist wie Klimaschutz

Die Dringlichkeit der Anpassung

Extreme Wetterereignisse wie Trockenheit, Hitze und Starkregen nehmen weltweit und auch in Deutschland deutlich zu.

2024 war global das bislang wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, mit einer Jahresdurchschnittstemperatur 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau. Besonders betroffen ist Europa – laut Copernicus erwärmt sich kein Kontinent schneller. Die Konsequenzen: Ernteeinbußen, Gesundheitsrisiken, Infrastrukturschäden. Eine Anpassung an die Klimafolgen wird damit zur Überlebensfrage.


Klimaanpassung und Klimaschutz – zwei Seiten einer Medaille

Klimaanpassung bedeutet, sich auf die heutigen und künftigen Folgen der Erderwärmung einzustellen. Ziel ist es, Schäden durch Wetterextreme zu verhindern oder zu begrenzen. Klimaschutz hingegen zielt auf die Verlangsamung des Klimawandels selbst – etwa durch Emissionsminderung.

Früher galten Anpassungsmaßnahmen als potenzielle „Ausrede“, um Klimaschutz zu vernachlässigen. Heute ist klar: Beide Ansätze sind notwendig und ergänzen sich. Allerdings hat Anpassung Grenzen – etwa wenn Lebensräume unbewohnbar werden oder Nahrungsgrundlagen verschwinden.


Praxisbeispiele: Wie Städte sich anpassen

Kopenhagen reagierte nach einer Starkregenkatastrophe 2011 mit einem umfassenden Umbau zur „Schwammstadt“. Mit Gründächern, Wasserspeicherflächen und unterirdischen Kanälen wird Wasser gesammelt, genutzt und sicher abgeleitet.

Deutsche Städte entwickeln Hitzeschutzpläne für besonders gefährdete Gruppen. Auch in der Architektur gibt es neue Ansätze: Schattenspendende Arkaden, natürliche Luftzirkulation und Materialien wie Lehm sollen das Stadtklima verbessern.


Landwirtschaft im Wandel: Von Kühlung bis Sortenvielfalt

In der deutschen Landwirtschaft stehen Hitzeschutzmaßnahmen für Tiere sowie wassersparende Anbaumethoden im Fokus. Widerstandsfähige Kulturen wie Kichererbsen oder Süßkartoffeln werden getestet. Gentechnisch veränderte Pflanzen sind noch umstritten, aber Teil der Diskussion.


Globale Lösungen: Innovation in Asien und Afrika

In Burkina Faso entwickelte der Landwirt Yacouba Sawadogo eine innovative Aufforstungsmethode, die Landwirtschaft und Bäume kombiniert. Diese regeneriert Böden, speichert Wasser und erhöht die Erträge – ein Modell für andere Länder mit Dürrerisiko.

Auch Meerwasserentsalzung, wie in Jordanien geplant, kann eine Antwort auf Wasserknappheit sein. Dort soll eine Anlage jährlich 300 Millionen Kubikmeter Trinkwasser liefern und damit fast 40 % der Bevölkerung versorgen.


Deutschlands Herausforderungen: Geld und Gesetze

Zwar sind laut Klimaanpassungsgesetz die Kommunen für die Umsetzung zuständig, doch viele sind finanziell überlastet. 2024 meldeten deutsche Kommunen ein Rekorddefizit von fast 25 Milliarden Euro. Ohne finanzielle Unterstützung vom Bund bleiben viele Anpassungsmaßnahmen unrealistisch. Dafür müsste allerdings das Grundgesetz geändert werden – bislang fehlt der politische Wille.


Anpassung ist kein Aufschub, sondern Notwendigkeit

Der Klimawandel ist da – und wird bleiben. Klimaanpassung bedeutet, sich heute für die Zukunft zu wappnen. Technische, soziale und ökologische Innovationen bieten viele Ansätze – doch ohne ausreichende Finanzierung und politische Unterstützung bleibt ihre Wirkung begrenzt. Anpassung und Schutz müssen gemeinsam gedacht und konsequent umgesetzt werden.

Hört Euch den DLF-Podcast dazu an: deutschlandfunkkultur.de

(Bild KI-generiert)