Wie kann Stadtplanung dem Klimawandel begegnen?

Die Stadtplanung kann dem Klimawandel durch verschiedene Strategien und Maßnahmen begegnen. Hier sind nur einige der möglichen Maßnahmen im Rahmen einer klima-sensiblen Stadtplanung:

Erhöhung des Anteils an Grün- und Retentionsdächern

Grün- und Retentionsdächer bieten vielfältige Vorteile für das Stadtklima. Sie können bis zu 70% des Regenwassers speichern und so die Kanalisation entlasten. Die Vegetation auf Gründächern filtert Schadstoffe aus der Luft und produziert Sauerstoff. Zudem reduzieren sie den städtischen Wärmeinseleffekt, indem sie Sonneneinstrahlung absorbieren und durch Verdunstung kühlen. Dies kann die Umgebungstemperatur um bis zu 3°C senken.

Integration von Grünflächen und Wasserelementen

Grünflächen und Wasserelemente in der Stadt fungieren als natürliche Klimaanlagen. Parks, Alleen und Wasserflächen können die Lufttemperatur um bis zu 5°C senken. Sie bieten Lebensraum für Flora und Fauna, fördern die Biodiversität und dienen als Erholungsräume für die Bevölkerung. Zusätzlich können sie bei Starkregenereignissen als Retentionsflächen dienen und so Überflutungsrisiken mindern.

Verbesserung der Wasserinfrastruktur

Eine angepasste Wasserinfrastruktur ist entscheidend für die Klimaresilienz von Städten. Moderne Abwassersysteme mit größeren Kapazitäten und intelligenten Steuerungssystemen können Starkregenereignisse besser bewältigen. Regenwassermanagement-Systeme wie Versickerungsmulden, Rigolen oder unterirdische Speicher ermöglichen eine dezentrale Regenwasserbewirtschaftung und entlasten die Kanalisation.

Förderung klimaresilienter Bauweisen

Klimaresiliente Bauweisen berücksichtigen sowohl Hitze- als auch Starkregenereignisse. Helle, reflektierende Oberflächen und Fassadenbegrünung können die Aufheizung von Gebäuden reduzieren. Verschattungselemente wie Arkaden oder Bäume in Straßenzügen bieten Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung. Zudem können Gebäude so konzipiert werden, dass sie bei Starkregen weniger anfällig für Überflutungen sind, etwa durch erhöhte Eingänge oder wasserdichte Kellergeschosse.

Entwicklung von Hitzeaktionsplänen

Hitzeaktionspläne sind umfassende Strategien zur Bewältigung von Hitzewellen. Sie beinhalten die Identifizierung besonders gefährdeter Gruppen wie ältere Menschen oder Kleinkinder, die Einrichtung von Kühlzentren in öffentlichen Gebäuden und die Bereitstellung von Trinkwasserbrunnen im öffentlichen Raum. Auch Informationskampagnen und Frühwarnsysteme sind Teil solcher Pläne, um die Bevölkerung rechtzeitig auf Hitzewellen vorzubereiten.

Stärkung der Naturschutz- und baurechtlichen Eingriffsregelung

Eine verstärkte Anwendung der Eingriffsregelung kann dazu beitragen, den Verlust von Grünflächen durch Baumaßnahmen zu kompensieren. Dies kann durch Entsiegelungsmaßnahmen, die Schaffung neuer Grünflächen oder die ökologische Aufwertung bestehender Flächen erfolgen. Dadurch wird nicht nur die Biodiversität gefördert, sondern auch die klimatische Situation in der Stadt verbessert.

Förderung nachhaltiger Mobilität

Nachhaltige Mobilitätskonzepte zielen darauf ab, den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren und umweltfreundliche Alternativen zu fördern. Dies umfasst den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, die Schaffung sicherer und attraktiver Radwegenetze sowie die Einrichtung von Fußgängerzonen. Zusätzlich können Sharing-Angebote und die Förderung der Elektromobilität zur Emissionsreduktion beitragen. Diese Maßnahmen verbessern nicht nur die Luftqualität, sondern schaffen auch mehr Raum für Grünflächen und Aufenthaltsbereiche in der Stadt.

Implementierung von Klimaanpassungskonzepten

Integrierte Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzepte berücksichtigen die komplexen Wechselwirkungen im urbanen Raum. Sie umfassen Analysen zur Vulnerabilität der Stadt gegenüber Klimarisiken, definieren Ziele und Maßnahmen zur Anpassung und beinhalten Monitoring-Systeme zur Überprüfung der Wirksamkeit. Solche Konzepte sollten alle relevanten Sektoren wie Stadtplanung, Wasserwirtschaft, Gesundheit und Katastrophenschutz einbeziehen und regelmäßig aktualisiert werden.

Förderung der „doppelten Innenentwicklung“

Die „doppelte Innenentwicklung“ zielt darauf ab, eine verträgliche bauliche Dichte zu schaffen und gleichzeitig die Qualität und Quantität von Grün- und Freiflächen zu erhöhen. Dies kann durch die Umnutzung von Brachflächen, die Aufstockung bestehender Gebäude oder die Schaffung von Dachgärten erreicht werden. Gleichzeitig werden bestehende Grünflächen aufgewertet und neue geschaffen, um die Lebensqualität in dicht bebauten Gebieten zu verbessern.

Einbindung von Klimaanpassung in bestehende Planungsprozesse

Die Integration von Klimaanpassungsaspekten in laufende Stadtentwicklungsprozesse ermöglicht es, Synergien zu nutzen und Kosten zu sparen. Bei jeder Sanierung, jedem Neubau oder jeder Umgestaltung des öffentlichen Raums sollten Klimaanpassungsmaßnahmen mitgedacht werden. Dies kann beispielsweise die Installation von Gründächern bei Dachsanierungen, die Integration von Versickerungsflächen bei Straßenumbauten oder die Berücksichtigung von Kaltluftschneisen bei der Neuausweisung von Baugebieten umfassen.

Dies sind nur einige der möglichen Maßnahmen, Resilienz der Städte gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels zu erhöhen und gleichzeitig die Lebensqualität der Bewohner zu verbessern.

Mehr Info und weiterführende Lektüre

[1] https://www.klimawandelanpassung.at/newsletter/nl59/klimawandelanpassung-stadtplanung
[2] https://www.climate-service-center.de/imperia/md/content/csc/report31.pdf
[3] https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimafolgen-anpassung/werkzeuge-der-anpassung/projekte-studien/stadt-begegnet-klimawandel-integrierte-strategien
[4] https://media.essen.de/media/wwwessende/bilder/aemter/ordner_gha/gha_dokumente/Strategie-_u_Massnahmenkonzept_Klimaanpassung_web.pdf
[5] https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimafolgen-anpassung/werkzeuge-der-anpassung/projektkatalog/klimaexwost-urbane-strategien-klimawandel
[6] https://www.oekologisches-wirtschaften.de/index.php/oew/article/download/1818/1756/2532
[7] https://www.bmz.de/resource/blob/112366/dem-klimawandel-begegnen.pdf
[8] https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/forschung/programme/exwost/Studien/2009/KlimaStadtentwicklung/03_Ergebnisse.html

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