Unter der Überschrift „GfS Spezial“ nehmen wir in unregelmäßigen Abständen Schwerpunktthemen in den Fokus und zeigen, was sich in den Themen in Essen und in der Welt bewegt. Den Auftakt mach das Thema „Zero Waste“:
Denn: „Wir brauchen nicht eine handvoll Leute, die Zero Waste perfekt machen. Wir brauchen Millionen von Menschen, die es unperfekt machen.“
(Anne Marie Bonneau)
Stadt Essen auf dem Weg zur Müllvermeidung?
Gemeinsam für Stadtwandel hat sich aktiv in den Prozess eingebracht, das Abfallwirtschaftskonzept für Essen zu verbessern. Wir wollten mehr Klarheit über die Kreislaufströme unserer Abfälle, aber vor allem mehr Maßnahmen, die die Müllvermeidung in Essen auf den Weg bringen, z.B. durch ein Abfallvermeidungskonzept.
Unsere Mühen haben sich gelohnt. Der Ausschuss für Umwelt, Klima und Verkehr hat jetzt einstimmig dem Essener Rat den Antrag der Verwaltung empfohlen, dass ein solches Konzept erstellt werden soll. Auch ein ausgeweitetes Angebot der Biotonne soll mittel Pilotprojekten getestet werden. Damit können mehr wertvolle Bioabfälle von der Restmülltonne in die Biotonne wechseln.
Das Abfallvermeidungskonzept soll mit Beteiligung von Bürger:innen entstehen. Wer Interesse an der Mitarbeit an hat, kann sich gern bei uns melden. Wir bauen einen Verteiler von Interessierten auf, die wir auf dem Laufenden halten können.
Städte gegen Food Waste: Essen ist dabei
Auf die Initiative „Städte gegen Food Waste“ des Unternehmens „TooGoodToGo“ hin hat sich ein Bündnis von Städten auf den Weg gemacht, um Lebensmittelverschwendung mit konkreten Maßnahmen zu vermeiden. Die Stadt Essen ist dem Bündnis nun auch beigetreten.
Mit der Teilnahme sagen Partnerstädte zu, sich für zwei Jahren „aktiv für die Lebensmittelrettung einzusetzen“. Die Förderung der Umverteilung von überschüssigen Lebensmitteln im Handel und der Außer-Haus-Verpflegung sowie die gezielte Aufklärungsarbeit innerhalb der Bevölkerung stünden dabei im Fokus, heißt es aus dem Rathaus.
„TooGoodToGo“ bietet eine gleichnamige App zur Rettung von überschüssigen Lebensmitteln in Gastronomie und Handel an.
Geballte Infos für alle, denen „Food Waste“ ein Dorn im Auge ist, liefert die Deutsche Umwelthilfe. Sie hat ein Bündnis gegen Lebensmittelverschwendung ins Leben gerufen und Faktenwissen zur Verschwendung und vor allem zur Vermeidung zusammengetragen.
Aus Abfall wird Rohstoff – neue Gesetzgebung in NRW
Am 19. Februar 2022 ist ein neues Kreislaufwirtschaftsgesetz in NRW in Kraft getreten, die Gesetzesnovelle ersetzt das bisherige Landesabfallgesetz. Es soll den Wandel von einer linearen Abfallwirtschaft zu einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft weiter vorantreiben. Bei öffentlichen Ausschreibungen müssen Nachhaltigkeitskriterien eingehalten werden, generell soll der Einsatz von Rezyklaten deutlich erhöht werden. Wir sind gespannt.
McDonald und Mehrweg?
Seit dem 1. Januar 2022 gilt in Tübingen die To-go-Verpackungssteuer und hat bis vor Gericht Stand gehalten. Selbst McDonald muss nun sein Angebot in Mehrweg-Verpackungen vorhalten. Der Witz? In Frankreich macht McDonald das schon länger!
Damit das Mehrwegangebot bundesweit durchgesetzt wird, schreibt eine Protestmail an den Vorstandsvorsitzenden von McDonald.
Der Effekt? In Tübingen konnten bereits im ersten Monat mehrere Tonnen Müll eingespart werden. Vom Wissen zum Handeln – großartig!
Wege aus der Plastikkrise – Bio ist eben nicht bio
Mehr als 2,8 Milliarden Coffee-to-go-Becher und 2,7 Milliarden Einweg-Teller werden pro Jahr in Deutschland verbraucht. Große Kaffee- und Fast-Food-Ketten wie Starbucks, Tchibo, McDonald´s oder Burger King sind für einen großen Teil dieser riesigen Einweg-Müllberge verantwortlich – und doch tun sie fast nichts dagegen.
Das zeigt das traurige Ergebnis des Mehrweg-Checks bei 69 großen Gastronomie-, Bäckerei- und Tankstellenunternehmen der Deutschen Umwelthilfe: Kaum eine der großen Gastronomieketten in Deutschland beteiligt sich an einem Mehrwegsystem für Kaffee oder Speisen zum Mitnehmen. Auch bei großen Bäckereiketten spielen Mehrwegbecher oder -boxen bis auf eine Ausnahme keine Rolle. Stattdessen setzen viele Gastronomieketten auf Einweg-Alternativen aus Graspapier, Pappe, Papier oder Holz. Solche Ausweichprodukte sind keinesfalls umweltfreundlich, sondern Greenwashing. Tankstellenketten wie Shell, Jet oder Aral machen zumindest vor, wie Mehrweg in der Breite funktioniert und haben Mehrwegbecher im Programm. Ob Recup, Vytal, Faircup oder Recircle: Mittlerweile gibt es viele deutschlandweit tätige Mehrweganbieter für Kaffeebecher und Essensboxen.
Statt der Plastikflut ein Ende zu setzen, setzen die Hersteller jedoch vermehrt auf „Bio-Plastik“. Dass das eine Verbrauchertäuschung ist, die Hersteller sogar noch eine höhere Gewinnmarge haben und Bioplastik weiterhin die Weltmeere belastet, ist viel zu wenigen bekannt. Die DUH hat ein Webinar „Wege aus der Plastikkrise – Wie wir Umweltlügen zu Bioplastik und Co. stoppen & die Ampel-Koalition auf Mehrweg-Kurs bringen“ dazu durchgeführt und aufgezeichnet. Diese findet ihr hier – zum Entdecken von Maßnahmen auch gegen die Bio-Plastikflut.
Mikroplastik in Kosmetik – die ToxFox-App
Mikroplastik ist überall. Die winzigen Partikel wurden in unseren Ozeanen und im arktischen Eis nachgewiesen – und im eigenen Badezimmer. Denn viele Kosmetik- und Pflegeprodukte enthalten diese kleinen Kunststoffteilchen, obwohl längst nachgewiesen ist, dass sie der Gesundheit schaden können. Ob Mikroplastik in den eigenen Produkten sind, kann über die ToxFox-App des BUND leicht aufgespürt werden, indem der Barcode auf der Verpackung eingescannt wird. Die App zeigt dann an, ob das Produkt Mikroplastik oder andere Schadstoffe enthält.
Die App hilft auch bei Spielzeug, Möbeln, Teppichen, Sportschuhen, Textilien und elektronischen Geräten weiter.
Der BUND stellt regelmäßig neue giftige Substanzen in unseren Alltagsgegenständen fest, die die Hersteller noch nicht einmal auf der Verpackung kennzeichnen müssen, aber gesundheits- und umschädlich sind und über die Atmung in unsere Körper gelangen. Mit möglichen Folgen von Unfruchtbarkeit, verfrühter Pubertät, Allergien usw.
Petition zur Reduzierung der Verpackungsflut in Supermärkten
Die Deutsche Umwelthilfe hat den ersten DUH-Verpackungscheck im Handel gemacht, um offenzulegen, wie ernsthaft Supermärkte Abfallvermeidung, Mehrweg und Recycling wirklich umsetzen und ob deren Versprechungen stimmen. Und das Ergebnis ist vernichtend: Alle untersuchten Filialen großer deutscher Supermärkte und Discounter verursachen unnötig viel Verpackungsmüll und erhielten die Rote Karten. Resümee: Der freiwillige Ansatz des Handels zur Lösung der Verpackungsmüllkrise ist gescheitert. Die DUH fordert von der neuen Umweltministerin Steffi Lemke unter anderem, eine Pflicht zur Halbierung des Verpackungsmülls bis 2025 zu erlassen. Außerdem wird der laut DUH-Check größte Verpackungssünder, die Discounter Aldi-Nord und Aldi Süd, mit einer gemeinsamen Petition mit Nachhaltigkeits-Influencerin Nadine Schubert aufgefordert, das gesamte Sortiment von allen überflüssigen Einwegverpackungen zu befreien.
Dass gerade einmal rund 4 Prozent unseres Obst und Gemüse unverpackt bleibt, ist auch Foodwatch ein Petitionsanliegen. Denn Deutschland ist und bleibt Spitzenreiter beim Müll, Tendenz steigend. Auch hier ist Frankreich Vorreiter. Dort dürfen viele Obst und Gemüsesorten nur noch lose angeboten werden. Hier könnt ihr die Petition „Plastikflut eindämmen: Obst und Gemüse unverpackt“ unterzeichnen.
Petition zum Stopp von Plastik-Export
Deutschland = „Recycling Weltmeister“?
Nicht wirklich! Weiterhin landet zu viel Plastikmüll im Ausland – größtenteils in Ländern des Globalen Südens, die keine ausreichende Recycling-Infrastruktur besitzen. Darum hat auch Compact hat eine Petition gestartet, um den Plastik-Export zu stoppen.
Ein Silberstreif am Horizont: UN-Resolution zur Beendigung der Plastikverschmutzung
Da Plastik von Regenwasser bis zur Nahrung und vom höchsten Berg bis zum tiefsten Meeresgraben die entlegensten Flecken unseres Planeten verschmutzt hat, haben die Vereinten Nationen ganz aktuell ein neues ehrgeiziges weltweites Abkommen zur Eindämmung der Plastikverschmutzung beschlossen. Bis 2024 sollen weltweit verbindliche Regeln aufgestellt werden, dass erstens die Kreislaufströme von Verpackungen von der Herstellung bis zur Entsorgung 100% transparent sind, aber vor allem auch deutlich eingeschränkt und reduziert werden, um unseren Planeten von der endlosen Plastikflut zu befreien. Das ist ein historischer Beschluss! Weitere Informationen gibt der Blogbeitrag vom WWF.